zwei Artikel aus „analitik.de“
hier möchte ich mal zwei Artikel aus dem Blog „analitik.de“ einbringen – zum Nachdenken – oder auch diskutieren.
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Israel isoliert
Veröffentlicht am 3. Mai 2018 von Analitik
Netanjahu hat sich so viel Mühe gegeben mit seiner Präsentation. Iran habe ein verdecktes Atomwaffenprogramm. Internationale Gemeinschaft, erhebe dich gegen den Bösewicht! Das Ergebnis hat sich der israelische Ministerpräsident sicher anders vorgestellt, sonst hätte er die Präsentation nicht halten müssen. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die EU und die internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erteilten Netanjahu umgehend eine Abfuhr. Es gebe keine glaubwürdigen Hinweise auf eine Fortführung des iranischen Atomwaffenprogramms, der iranische Atomdeal bleibt. Nur Trump stand Netanjahu bei, jedenfalls für ein paar Stunden. Dann stellte eine Pressesprecherin klar, dass es sich um einen Tippfehler handelte. Das Weiße Haus behaupte keinesfalls, dass Iran aktuell ein Atomwaffenprogramm hat.
Israel versucht derzeit vieles, um die Situation im Nahen Osten zu eskalieren. Das Kalkül besteht wohl darin, die USA in einen Krieg gegen den Iran zu ziehen. Aber die westliche Gemeinschaft hat darauf überhaupt keine Lust. Auch Trump nicht, von dem viele immer noch glauben, er sei ein großer Freund Netanjahus. Am 30. April hat Trump auf einer Pressekonferenz mit dem nigerianischen Präsidenten folgendes gesagt:
we more and more are not wanting to be the policeman of the world. And we’re spending tremendous amounts of money for decades on policing the world, and that shouldn’t be our priority. We want to police ourselves, and we want to rebuild our country.
Trump verweigert öffentlich – einmal mehr – die Polizisten-Rolle der USA in der Welt und erklärt, dass die USA sich auf sich selbst konzentrieren werden. Trump hat nicht einmal die verbale Bereitschaft für neue Kriegsabenteuer, geschweige denn die Bereitschaft für echte Kriegstaten. Im Gegenteil, er schließt sämtliche Abenteuer kategorisch aus.
Und selbst in den höchsten jüdischen Eliten ist man sich nicht mehr einig. Baron Rothschild lässt öffentlich verkünden, dass Netanjahu keine Beweise für eine Verletzung des Atomdeals vorgelegt hat (“he has presented no evidence that Iran is violating the agreement”).
Netanjahus Theater ist krachend gescheitert.
Was Trump aber tun könnte, und hoffentlich auch tun wird, ist die Aussetzung des Iran-Deals seitens der USA. Er droht regelmäßig und laut damit und hat die EU gezwungen, sich klar zu positionieren. Die EU hat sich klar für den Iran-Deal positioniert. Jetzt muss Trump seine Drohung nur noch wahrmachen, um den Riss zwischen den USA und der EU schlagartig um weitere Kilometer zu vergrößern. Und auch den Riss zwischen Israel und dem Rest der Welt.
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Nachtrag, 4. Mai 2018: Netanjahu ist natürlich Israels Ministerpräsident. Und Großbritannien wird mit nn geschrieben. Danke an den aufmerksamen Leser für die Hinweise!
Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: Diplomatie, EU, Freunde, Israel, Naher Osten, Untergang des Imperiums, USA
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In Deutschland werden aktiv US-freundliche Mythen zerstört
Veröffentlicht am 27. April 2018 von Analitik
Am 16. April lief auf ard des Nachts die Doku “Mythos oder Masterplan” – “Die wahre Geschichte des Marshall-Plans”. Online unter dem Link noch bis Mitte Mai zu begutachten.
Die Kernaussagen zusammengefasst:
Kein einziger Dollar des Marshall-Plans erreichte Deutschland.
Wirtschaftswunder war möglich, weil die deutsche Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt war. Denn: Die USA haben sich an der Zerstörung der deutschen Industriegebiete durch ihre Bomber versucht, aber das war zu verlustreich für sie und so gingen sie dazu über, Wohnviertel und Infrastruktur zu bomben.
Ursprünglich war für Deutschland der Morgentau-Plan geplant – Deutschland sollte deindustrialisiert und zu einem Agrarland umgeformt werden. Die Sowjetunion war dagegen.
Der Marshall-Plan war ein Konjunkturprogramm für die USA. Die USA lieferten kein Geld nach Europa, sondern nur US-Waren, womit sie die eigene Wirtschaft ankurbelten. 70% der nach Deutschland gelieferten US-Waren setzten sich aus Tabak und Baumwolle zusammen. Deutschland musste diese Waren bezahlen. Die US-Baumwolle musste sogar vom deutschen Staat subventioniert werden, weil sie teurer als die ägyptische Baumwolle war und deutsche Unternehmen die US-Baumwolle deshalb gar nicht abnehmen wollten.
Der Marshall-Plan war ein PR-Propaganda-Projekt.
Reale Wirtschaftshilfen der Alliierten bestanden aus der Reduktion von Demontagen und Reparationszahlungen. Außerdem gaben die Zehntausenden allierten Soldaten ihr Einkommen in Deutschland aus.
Während in der BRD das Wirtschaftswunder einsetzte – aus eigener Kraft, wie uns die Doku beibringt – war in der Ostzone weiter alles schlecht und die dortigen Bewohner haben sich nach der BRD gesehnt.
Das Wirtschaftswunder ist “nicht das Ergebnis des Marshall-Plans, aber ohne Zweifel eine erstaunliche Erfolgsgeschichte”.
Der gegenwärtige Deutschland-Mythos lautet, dass die USA Deutschland mit dem Marshall-Plan aus der Versenkung geholt haben, das Wirtschaftswunder, die Freiheit, die Demokratie und alles sonstige Gute über Deutschland gebracht haben. Kurzum lautet das offizielle Paradigma, dass Deutschland alles den USA zu verdanken hat. Genau dieses Paradigma wird frontal angegriffen. Wir erleben die Neuprogrammierung der Zombies. Ein neuer Deutschland-Mythos muss her. In dem heißt es, dass Deutschland sich aus eigener Kraft aufgebaut hat. Dass die Staatspropaganda das gerade jetzt behauptet, ist natürlich kein Zufall, denn wir wissen, dass die Scheidung von den USA auf Hochtouren läuft. Und den USA wird nicht einfach die Heldenrolle abgesprochen, nein, sie werden sogar als selbstsüchtig, feige und die Zivilbevölkerung ausrottend dargestellt. Die Staatspropaganda teilt Ihnen mit, dass die USA gar nicht Ihre Freunde sind, ganz sicher nicht.
Interessant an der Doku ist auch die Einbeziehung des Ostblocks. Im Osten war alles schlecht, das wissen Sie natürlich aus den Hunderten Dokus, Reportagen, TV- und Kinofilmen, die täglich auf Sie einprasseln. Das Problem mit der DDR ist, dass die Menschen, die dort gelebt haben, nicht in vollem Umfang von dem Deutschland begeistert sind, das sie verschluckt hat. Viele Menschen, die in der DDR gelebt haben, behaupten stur, dass dort nicht alles schlecht war und nicht mal alles schlechter war als in der BRD oder im heutigen Deutschland. Ehrlich gesagt ist mir nicht klar, was daran problematisch für die BRD-Eroberer ist, aber irgendwie fürchten sie das panisch. Deswegen gibt es in Deutschland die extrem aufdringliche “die DDR war sehr, sehr BÖSE und dort war alles schlecht” – Erziehung über sämtliche Propaganda-Kanäle. Wenn sich Wessis und Ossis treffen, soll es auf keinen Fall zu einem offenen Austausch kommen. Der Wessi soll so voreingenommen sein, dass er im Gespräch mit dem Ossi gar nicht wahrnehmungsfähig ist für die echte Funktionsweise der DDR. Und der Ossi soll sich, wenn er überhaupt über die DDR spricht, nur verteidigen müssen. Das knallharte DDR-Mobbing soll jedenfalls auch im neuen Deutschland-Mythos bleiben, das verrät uns die Doku. An manchen Grundfesten des deutschen Selbstverständnisses wird massiv gerüttelt, andere bleiben unangetastet. Die USA werden aus dem Gründungsmythos des Nachkriegsdeutschlands rausgeworfen, aber die DDR darf auch weiterhin auf keinen Fall irgendeine konstruktive Rolle in diesem Mythos bekommen. Hey ihr Ossis, die Wessi-Eliten haben weiterhin mächtig Schiss vor euch. Vielleicht ist schon der bloße Gedanke unerträglich, dass man als Volk existieren kann, ohne jedes Individuum der Gewinnmaximierung zu opfern. Ja, das ist ein gefährlicher Gedanke aus der Sicht der deutschen Industrie, diesen Gedanken darf man wahrlich nicht aufkommen lassen.
Diese Doku ist nicht die erste dieser Art. Seit 2014/15 sind viele solche Dokus, die das deutsche Selbstverständnis neu definieren, in der offiziellen deutschen Staatspropaganda aufgetaucht. Bei allen Dokus geht es nicht zuletzt darum, die offizielle Rolle der USA zu zerstören. Da wurde entlarvt, dass die US-Soldaten Vergewaltiger waren. Da wurde entlarvt, dass die Trümmerfrauen ein PR-Gag waren und ihr tatsächlicher Beitrag zum Wiederaufbau unbedeutend war. Da wurde entlarvt, dass die Atombombenangriffe der USA auf Japan absolut keinen militärischen Nutzen hatten und ganz bewusst nur dazu dienten, die neuen Waffen an der japanischen Zivilbevölkerung zu testen und die Welt einzuschüchtern. Das sind die Dokus, an die ich mich spontan erinnere. Irgendeine sehr mächtige deutsche Elite programmiert die Deutschen neu, ganz im Sinne des Niedergangs der USA und Deutschlands Loslösung von den USA.
Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: Film, Freunde, Gedanken, Untergang des Imperiums, USA, Zweiter Weltkrieg
Tom Kath
7. Mai 2018 at 07:041/ In my view, Germany like Australia and Canada, is actually far more „Western“ than America. – Think of concepts such as humanitarian obsession, gun control, minority rights, death penalty, women presidents etc.
2/ If Germany is to truly redefine a German identity, it should not be a choice of obeying or following the west or the east. – To misquote Leonard Cohen a bit,
„They sentenced us to 80 years of boredom
For trying to change the system from within
We’re coming now, we’re coming to reward them
First we retake Auschwitz, then we take Berlin“
I would like to consider the possibility of evaluating a population by ultimately more significant measures than „Economic benefit or wealth“. Whist I welcome a bi or tri polar world order, I would prefer multi polar. Of course I realise that the initial priority is to break down this money obsession gradually, by any means.