Vortrag Prof. Dr. Schachtschneider „Wieviel Souveränität braucht Europa“?
Hamdorf, 12. 01.2019
Vortrag Prof. Dr. Schachtschneider – „Wieviel Souveränität braucht Europa“ – eine Kritik
Prof. Schachtschneider ist ein brillanter Akademiker und Rechtsgelehrter und guter Redner – und seinem fast zweistündigen Vortrag auf U-tube habe ich gerne zugehört und einiges dabei gelernt. So war mir z.B nicht bewusst, welch großen Einfluss Kant und Hegel auf europäisches Denken und besonders auf das Deutsche Denken, Rechts – und Staatsverständnis– bis heute hatte und noch hat. Dass Kant selbst stark durch Rousseau beeinflusst war – und seinerseits über seinen Bekannten und Literaturfreund – ( Namen konnte ich nicht verstehen) – erheblichen Einfluss auf die Französische Revolution ausübte.
Schachtschneider nennt „Recht“ – eine Idee. So z.B. das Völkerrecht, das Menschenrecht oder auch „Demokratie“ als Rechtsgrundlage. So lehnt er ein Recht, welches von oben herab quasi diktiert wird, – so wie von einem Diktator, oder wie früher von Fürsten und Königen als von einem „Gottesgnadentum“ – kommt, ab. So wie Rousseau propagiert er als einzig legitimes Recht, ein solches, welches durch demokratische Legitimation – (Wahlen) zustande gekommen ist. Dass sich ein solches am „Gemeinwohl“ orientiert, setzt er ebenfalls, wie Rousseau voraus. (für mich ist das keinesfalls eine klare oder abgemachte Sache) So ist für ihn allein die öffentliche Meinung (public opinion) maßgebliche Orientierung über Recht und Unrecht.
Ferner postuliert Schachtschneider die unveräußerliche Souveränität eines jeden Menschen, basierend auf der angeborenen Gleichheit und Freiheit eines jeden Menschen. Zwar setzt er die Gleichheit und Freiheit in einen Bezug zum Recht, – dem Menschenrecht, gibt aber jedoch zu, dass es zur Anwendung oder zur Ausübung eben dieses Rechtes auch eines gewissen Maßes an Macht oder Geld bedarf. So kann einer zwar „Recht haben“, jedoch dieses Recht nicht einklagen, weil ihm die Mittel oder die Macht dazu fehlen.
Ferner argumentiert Schachtschneider vom christlichen Standpunkt aus. Als Christ geht er von der Gleichwertigkeit aller Menschen aus, als vom gleichen und Einen Gott geschaffen und geliebt. Schachtschneider wendet sich gegen jede Form von „Herrschaft“. – Ob er damit auch die „Herrschaft“ Gottes mit einbezieht, ist mir nicht ganz klar.
Nach Nietzsche ist das Christentum ein sozialer Verein der „Schlechtweggekommenen“ , – der Schwachen und Armen, – die sich zusammentun, – im Sinne von „gemeinsam sind wir stark“ – und darüber hinaus, deren Gott ihnen das Heil im Jenseits verspricht. – so z.B der Spruch –„ eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt“.
Nun bin ich kein Christ und lehne die Vorstellung eines „Einzigen Gottes“ ab und schon ganz und gar die Vorstellung eines Weltenschöpfergottes. Selbst wenn ich einen Gott haben wollte, so würde ich nicht den Jüdischen Gott wählen, sondern meinen eigenen, einen Deutschen, Germanischen oder einen „Kath’schen. Nicht etwa, weil ich die Juden gering schätze, nein, – sondern weil ich kein Jude bin. Und fremde Götter will ich nicht ehren.
In diesem Sinne frage ich, – was bedeutet „angeborene Gleichheit“? – wenn diese abhängig von der jeweils zur Verfügung stehenden Macht ist?
Nein ich glaube und sage, alle Menschen sind nicht frei und gleich. Weder bei der Geburt, noch später. Ein frisch geborener Mensch ist zunächst einmal total abhängig (also nicht frei) von seiner Mutter, später von seiner Familie, seinem Sozialverband usw. Und – „gleich“? – müssen wir das wirklich noch diskutieren? Es gibt männliche und weibliche, große, kleine, starke, schwache, intelligente, dumme usw. – Oder sind diese Unterschiede etwa nur ein Produkt der Erziehung nach der Geburt?
Schon mit meinem Freund Hermann Ploppa hatte ich nach der Lektüre seines Buches „Die Macher hinter den Kulissen“ – die Auseinandersetzung über ein Zitat von Nicholas Murray Butler (einflussreicher amerikanischer Vordenker)
Butler schreibt:- „Gerechtigkeit erfordert Ungleichheit als eine Bedingung von Freiheit und als Mittel, jeden zu belohnen entsprechend seiner Verdienste und Leistungen. … Am wenigsten kann eine Demokratie auf Erfolg hoffen ohne eine eigene Elite. …. Der Dreh- und Angelpunkt der Demokratie ist die naturgegebene Ungleichheit; ihr Ideal die Auslese der Geeignetsten. …. Freiheit ist weit wertvoller als Gleichheit und die beiden zerstören sich gegenseitig. …. Die primitive und verhängnisvolle Ansicht, dass alle Bürger genau gleich geeignet sind für ein öffentliches Amt, ist kein Glaubenssatz der Demokratie, sondern der Ochlokratie, also der Herrschaft des Mobs“.
Hermann Ploppa hatte das Zitat als abschreckendes Beispiel für Elitenarroganz herangezogen. – Ich hingegen stimme hier vollkommen mit Butler überein – und sage sogar, – NUR SO kann Demokratie was werden, wenn überhaupt.
Und so mein Fazit: – ich plädiere für die Ausbildung und Förderung einer Neuen (Eurasischen) Elite, – welche unter Wahrung einer völlig neuen, größtmöglichen Offenheit – für etwa auch unterschiedliche Konzepte des „Gemeinwohls“ wirbt und arbeitet – und dafür dann im Volk durch zunächst Aufklärung und Bildung, sodann durch Wahlen – eine „Legitimierung“ sucht. Eine solche „Legitimierung könnte dann Grundlage eines neuen Rechts werden.
Näheres dazu in meinem später erscheinenden Buch „Eine Neue Eurasische Elite“.