Syrienreise März – April 2018 (erster Teil)
Liebe Leser, – ich bin dabei meinen Blog etwas umzugestalten, wegen der Russischen Übersetzungen. Dazu brauche ich
Hamdorf 12. April 2018
Bericht über Syrienreise vom 25. März bis 9. April 2018
So, nun will ich mal anfangen über unsere Syrienreise zu erzählen.
Wir waren eine Reisegruppe von 17 Männern und Frauen.- 9 Schweizer, 4 Deutsche, 2 Italiener (deutschsprachig aus dem Süd-Tirol) und 2 deutschsprachige Syrer.
Am Sonntag, dem 25.März sind wir von Zürich aus nach Beirut geflogen und am frühen Morgen 2 /30 Uhr dort angekommen. Nach langwierigen Pass und Gepäckkontrollen fuhren wir um 5/30 Uhr nach Biblos, wo wir ein angenehmes Hotel direkt am Strand bezogen und etwas Schlaf nachholen konnten. Das Hotel am Mittelmeerstrand, man konnte die Wellen im Hotelzimmer rauschen hören – und das warme mediterrane Wetter versetzten uns schlagartig in Urlaubsstimmung. Das war die erste Überraschung für mich, denn an „Urlaub“ hatte ich gar nicht gedacht. Nach dem Besuch einer alten Ruine in der Nähe und der ersten Übernachtung, ging’s am nächsten Morgen im Bus nach Tartus in Syrien. Die Grenzkontrollen waren ermüdend langwierig und dauerten Stunden, so dass wir erst gegen Abend im Hotel in Tartus ankamen. Selbst nachdem wir die Grenze endlich passiert hatten, mussten wir immer wieder an Kontrollstellen mit bewaffneten Soldaten anhalten und wurden wieder und wieder kontrolliert, Pässe gecheckt mit Warten und Warten.
Der erste Eindruck in Syrien, – es tobt nicht der Krieg, – dafür aber das Leben!
Unser erstes Hotel in Syrien war eine absolut schicke große Anlage direkt am Meer mit schönen gepflegten gärtnerischen Anlagen und Palmen, Restaurants, Einkaufläden usw.
Am nächsten Tag besuchten wir die historisch berühmte alte Burgruine und Verteidigungsanlage „Krak des Chavaliers“. Sie ist auf einem Berg und war von der Isis stark umkämpft und alle umliegenden Dörfer sind vom Krieg zerschossen und zerstört und völlig verlassen. Das war dann schon ein gespenstischer Eindruck, der mich und uns nicht unberührt gelassen hat. – Nicht weit weg davon, am Fuße des Berges dann schon wieder blühende Dörfer mit schicken Villen und Wohnanlagen. Und überall angefangene, halb fertige oder nicht ganz fertige Bauten. Ich fragte mich immer wieder, was hat es zu bedeuten, dass überall dermaßen viel gebaut wird. Wobei man nicht sehr viel tatsächliche Bautätigkeit sehen konnte. Zum Teil waren es sogar Bauruinen, die aussahen, als seien sie seit Jahren verlassen, oder es geht nicht weiter. – Erst viel später erhielt ich eine plausible Antwort auf diese Frage. Erstens sind in Syrien durch den Krieg und die Sanktionen des Westens das Geld und die Mittel knapp, auch gewisse Baustoffe und Zubehör, – aber noch wesentlicher, – in Syrien ist es wohl sehr schwer einen Baukredit auf Hypothek zu bekommen, – also fängt man an zu bauen, möglichst viel in Eigenleistung (am Wochenende) – und baut solange das Geld reicht. Dann muss erst mal wieder gespart und gearbeitet werden. Zudem hörte ich, dass ein Steuersystem Häuser erst besteuert, wenn sie fertig gebaut sind. Daher wird das Haus „nie“ fertig. Es wird schon drin gewohnt, aber die obere Etage ist noch im Rohbau – und irgendwann will man da weiterbauen. Es waren allerdings nicht nur private Wohnhäuser, die als angefangene Bauruinen überall dastanden, sondern auch große Hotel oder Wohnkomplexanlagen. Das deutet schon auf völlig andere Finanz – oder organisations- Strukturen hin, als bei uns üblich.
Abends machten wir dann eine Führungsrunde durch die Stadt Tartus und besahen alte Tempel oder Kirchenruinen. Und da muss ich eine weitere, für mich traurige und bedauerliche Beobachtung erwähnen. Ich war entsetzt und überrascht über den unendlichen Müll und Dreck, der überall herumlag und sich zum Teil, wie auf Müllkippen türmte und selbst das Meer und den Strand furchtbar verschandelten.
Ich bin gewiss kein Hygiene- und Sauberkeitsfanatiker – mit unseren 10 Kindern wurden wir in unseren Kreisen eher zuweilen in die Ecke der „Messies“ oder „Asozialen“ gesteckt, – dennoch störte und betrübte mich diese „Verwahrlosung“ ungemein, – gerade weil ich für die Syrische Bevölkerung eine tiefe Sympathie entwickelt hatte. Ich fragte mich – und sie – habt ihr denn keinen Stolz, oder ist es euch egal, oder seht ihr das gar nicht mehr?
Als absolut positiv, ja geradezu begeisternd erlebten und sahen wir dann an diesem Abend zum ersten Mal die vielen, vielen wunderbaren, gesunden, fröhlichen, natürlichen, unverdorbenen und schönen Kinder und Jugendlichen die uns in der Stadt zum Teil neugierig, offen und freundlich umringten und begleiteten. Das ist ein riesiger Segen, den ich zu den größten und wichtigsten Trümpfen zähle, die Syrien aufzubieten hat – und dabei haben sie nicht wenige davon noch mehr.
Ich werde den Reisebericht in mehreren Folgen hier einstellen, – also hier erstmal der erste „Streich“. „Doch der Zweite folgt sogleich“
Rosemarie Baasch
13. April 2018 at 19:25Sehr beeindruckend Vater! Auch wenn ich jeden Tag ein mulmiges Gefühl damit hatte, war ich doch irgendwie stolz und sogar ein bisschen neidisch auf deine abenteuerlichen Erlebnisse, die du dort hattest. Auch, wie du es hier aus deiner Sicht, die ja nicht typisch deutsch ist, beschreibst gefällt mir. Das ist deine Art, die dich und diesen Blog ja so besonders macht. Bin gespannt auf den zweiten Streich.
Alfred Kath
14. April 2018 at 16:49Danke Rosemarie. Ich erwarte zwar nicht von Euch, meinen Kindern, dass Ihr alles und jede meiner Handlungen und Aktionen genau mit verfolgt, denn Ihr habt jetzt auch Eure Arbeit zu tun. Dennoch freue ich mich über Euer Interesse.