Brief an Hermann Ploppa
Mit der freundlichen Genehmigung von Hermann Ploppa, gebe ich hier eine Mail an Ihn von mir wieder, in welcher ich sein Buch „Die Macher Hinter Den Kulissen“ bespreche.
Lieber Hermann,
so, nun habe ich endlich Dein Buch „Die Macher Hinter Den Kulissen“ durchgelesen und möchte Dir, wie versprochen meine Kritik dazu geben. Ich bin ja leider ein sehr langsamer Leser und hatte auch viele Dinge, die mich immer wieder davon abhielten.
Während des Lesens dachte ich manchmal, Du verbrachtest etwas zu viel Zeit und Aufwand damit, die transatlantischen Netzwerke und Machenschaften immer wieder ausführlich zu beschreiben, aber erst gegen Ende des Buches wurde mir klar, dass eben das eine sinnvolle und von Dir voll beabsichtigte Vorgehensweise war. Und ich musste auch daran denken, dass Du das Buch 2014 geschrieben hast. Vieles dessen, was uns heute als fast selbstverständlich erscheint und nicht mehr so ausführlich der Rede wert, – ist es das, – gerade weil Du Deinen Teil dazu getan hast, es so gründlich zu recherchieren und aufzudecken.
Grundsätzlich, in der Bewertung der Dekadenz und Abgehobenheit der transatlantischen Eliten sind wir uns wohl ziemlich einig. Und unbedingt gebe ich Dir Recht, dass es sinnvoll und notwendig ist, den „Feind“ erst genau zu studieren und analysieren, ehe man zum Angriff bläst.
Was Dir weiterhin gelungen ist, mir in Deinem Buch nahezubringen, welch gute Strukturen wir mit den Genossenschaften und den Öffentlich – Rechtlichen schon hatten. Das hatte ich nicht so deutlich auf dem Bildschirm. Über den Wert der Privatwirtschaft, des freien Unternehmertums bin ich besser im Bild, da ich ja selbst dazu gehöre – oder gehörte.
Widerspruch zu Dir, – zu Deinen Überzeugungen sehe ich allenfalls in der Einschätzung des Demokratiebegriffes, – in der Bewertung der Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit. Ich weiß nicht genau, ob ich Dir Unrecht tue, aber ich sehe Dich zuweilen ein wenig in der Tradition der 68iger, (so wie ich sie empfinde) – nämlich, dass diese eine grundsätzliche Gleichheit aller Menschen von Geburt an postulieren. Und alle später entstehende Ungleichheit auf Einflüsse der Gesellschaft, der Eltern, des Staates usw. zurückführen. Natürlich sind diese Einflüsse da, man könnte sie nicht sinnvoll leugnen. Aber ich denke, ein „erwachsener“ Mensch, der beginnt Verantwortung für sich und Andere zu übernehmen, darf sich nicht herausreden mit Umständen und Einflüssen, die jenseits seiner Kontrolle sind. Insofern habe ich die Haltung der 68iger immer ein wenig als „infantil“ bezeichnet, – nämlich immer die „Schuld“ an allem Missliebigen an Staat, Eltern, Vorgesetzten, Arbeitgeber usw. zu suchen. Wenn ich erwachsen und verantwortlich handeln will, nützt es nichts, ja ist es sogar kontraproduktiv, sich darauf zu berufen, dass ich ja – als Produkt meiner Eltern, Lehrer usw. so bin und nicht anders kann. Zwar stimmt es, dass ich Produkt bin, aber ab jetzt nehme ich die Verantwortung und das heißt auch eine eigenständige Bewertung und Einordnung des Überlieferten.
In diesem Sinne Hermann, möchte ich sagen, dass ich weitgehend mit den Aussagen des Nicolas Murray Butler auf Seite 61 Deines Buches einverstanden bin, den Du, wie mir scheint, als eher empörend zitierst.
Zitat:- „Gerechtigkeit erfordert Ungleichheit als eine Bedingung von Freiheit und als Mittel, jeden zu belohnen entsprechend seiner Verdienste und Leistungen. … Am wenigsten kann eine Demokratie auf Erfolg hoffen ohne eine eigene Elite. … Der Dreh- und Angelpunkt der Demokratie ist die naturgegebene Ungleichheit; Ihr Ideal die Auslese der Geeignetsten. … Freiheit ist weit wertvoller als Gleichheit und die beiden zerstören sich gegenseitig, … Die primitive und verhängnisvolle Ansicht, dass alle Bürger genau gleich geeignet sind für ein öffentliches Amt, ist kein Glaubenssatz der Demokratie, sondern der Ochlokratie, also der Herrschaft des Mobs“. Aristoteles hat Demokratie ( und noch mehr Ochlokratie) als nicht legitime Herrschaftsform abgelehnt – und zwar mit der Begründung: – die Masse. oder der Mob würde die Besitzenden enteignen wollen, wenn sie die Macht dazu hätten.
Einig mit Dir bin ich hingegen wieder über die Verwerflichkeit der Geheimtuerei und Absonderung der Eliten in ihre eigenen geheimen Zirkeln. Ich plädiere für Eliten, die ihre Ideen in die Sprache des Volkes übersetzen können und das Volk so MITNEHMEN. Das bedeutet und bedingt auch gleichzeitig eine Bildung des Volkes. Richtig aufgesetzte Medien spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Das hast Du sehr gut zum Ausdruck gebracht mit dem Satz :- „Mediale Vermittlung: Viele gute Ideen versanden, weil keine journalistisch befähigten Menschen dafür bezahlt werden, der Öffentlichkeit mitzuteilen, was sich an interessanten Innovationen (und Alternativen -meine Anm.) zum Nutzen der Allgemeinheit entwickelt hat“.
Und dann stimme ich überein mit Deiner Aussage, – „da bleibt nur der Weg, es der anderen Seite nachzumachen“. Du schreibst zwar – „mit steuerbegünstigten Stiftungen“. – Ok, das ist ein Mittel. Ich sehe es mehr generell als Aufgabe, eine alternative Elite zu formulieren und aufzubauen, – dazu gibt es mehrere Wege und Mittel.
So, lieber Hermann, ich danke Dir noch einmal für das Buch, Deine wirklich gute und gründliche Arbeit daran und freue mich mit Spannung auf eine weitere Zusammenarbeit. Wie schon gesagt, find ich, wir müssen uns nun dringend drauf konzentrieren, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und dazu wäre eine Vernetzung, – regelmäßige Zusammenkünfte ein erster Schritt. Daran arbeite ich und hoffe weiter auf Deine Unterstützung. Das ist auch der Hauptzweck meiner geplanten Deuschlandreise Ende Juli – Anfang August. Vielleicht ergibt sich ja auch ein Besuch bei Euch in Marburg. Ich werde mich zu gegebener Zeit nochmal dazu bei Euch melden.
Ganz herzliche Grüße, auch an Deine Stefanie,
Alfred Kath