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Friedensdemo Berlin 25.02.23

Friedensdemo Berlin 25.02.23

Wir (Benita und ich) waren da und ich will versuchen zu berichten und meine Meinung dazu schreiben.

Zunächst wollten wir mit Freunden im Zug von Rendsburg nach Berlin fahren. Ich hatte mich schon auf die gemeinsame Fahrt gefreut. Als ich am Bahnhofschalter ein Ticket kaufen wollte, rechnete mir die Dame am Schalter vor – € 230,00!  — Was? Hab ich gesagt, Ihr spinnt ja wohl. Da fahre ich dann lieber doch mit dem Auto. Als wir in Berlin waren und Kontakt mit unseren Freunden aus Rendsburg machen wollten, erfuhren wir, dass sie nicht gefahren sind, weil der Zug nicht kam – (oder mit einer Stunde Verspätung)

Die 430 Km Fahrt mit dem Auto war beschwerlich. Mehrere Umleitungen, wegen Bauarbeiten, – schlecht oder gar nicht ausgeschildert, ließen uns ziemlich alt aussehen, weil wir uns ja inzwischen auf unser Navi verlassen. Dann schneite es noch, die Straße war glatt und die Sicht schlecht. Aber, wir kamen trotzdem um 13/30 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung in Berlin an. Wie immer, konnte ich das Auto nicht weit vom Brandenburger Tor parken – und das sogar, obwohl die Straße des 15. Juni komplett gesperrt war.

Ziemlich viel Polizei, – jedoch längst nicht so viel und so aufgeheizt, wie zu Corona Demo Zeiten.

Die Veranstaltungsbühne war hinter dem Brandenburger Tor – in Richtung der Siegessäule aufgebaut. Als wir kamen, waren schon viele Menschen da und es strömten noch viele dazu. Am B. Tor wurden wir von der Polizei kontrolliert. – Nicht etwa, ob wir Waffen dabei hätten, – sondern, ob wir „unerlaubte russlandfreundliche“ Symbole oder Fahnen, Flaggen – oder gar Ukraine – feindliche Sprüche dabei hätten. Meine kleine Brosche am Mantel mit den Farben von Russland und Deutschland – hatten sie großzügigerweise „übersehen“.

Wir quetschten uns durchs Gedränge zu einer Stelle ca. 30 Meter vor der Bühne. Wir standen alle so dicht gedrängt, dass man sich kaum bewegen konnte. Viele hatten Transparente mit unterschiedlichen Aufschriften . und sogar auch Fahnen – einige „Druschba“ Fahnen (mit den Russischen Farben) wurden sogar – offensichtlich irgendwie durchgeschmuggelt. Der Veranstaltungsbeginn verzögerte sich um etwa eine viertel Stunde, weil immer noch so viele Menschen hinzu strömten. Zu Beginn der Reden sagte Sahra Wagenknecht, dass über 50 000 Teilnehmer gezählt wurden. Ich bin ziemlich sicher, dass es am Ende erheblich mehr waren. Ich vermute – irgendwo zwischen 50 und 100 tausend. – Die Medien – d. h. die Main Stream Presse – oder die „Qualitätsmedien“ – oder die „Lügenpresse“ sprachen später von 13 000 Teilnehmern.

Zwar war ich schon beinahe überrascht als wir im Auto unterwegs im Radio in den Nachrichten von der angekündigten Demonstration hörten – und sogar Sahra Wagenknecht darin zu Worte kam. – Immerhin haben sie ja im Vorwege in kurzer Zeit – über 650 000 Unterschriften unter ihrer Deklaration sammeln können. Das hat ganz offensichtlich die Medien und die Politik nicht unbeeindruckt gelassen.  Um es deutlicher zu sagen, – ich habe den Eindruck, dass die Medien und die Politik ganz erheblich aufgescheucht, verunsichert und verängstigt sind. Das sieht man an verschiedenen Äußerungen von Politikern und Medienleuten – so zum Beispiel Robert Habeck, der sogar eine verfassungsrechtliche Untersuchung gegen Sahra Wagenknecht ins Spiel brachte. Oder der vor Wut und Aufregung schäumende Artikel des Herrn Fleischhauer im Spiegel.    Nein, diese Demonstration passt so gar nicht ins kriegstreiberische Narrativ der MSM.

Zu Beginn, als die Veranstalter ein Papier vorlasen, in dem die Polizei uns ihre Verhaltensregeln darlegen wollte, gab es im Publikum schon ein deutlicher Murren. Offensichtlich wollten Viele sich nicht von der Polizei vorschreiben lassen, was man darf und was nicht.

Erfreulich überrascht wurde ich, als dann als Erstes – ein Videobeitrag des amerikanischen Professors Jeffrey Sachs – extra von ihm für diese Veranstaltung vorbereitet – auf einer großen Leinwand abgespielt wurde. Der gab mit mutigen und klaren Worten einen kurzen Abriss der Geschichte der Entwicklung in der Ukraine – einschließlich des als von Amerika unterstützten und inszenierten Putsches und Regime-changes 2014 zu Besten. Auch die – in seinen Augen – von USA gesprengte Pipeline NS2 erwähnte er. Er meinte auch, dass die Ukraine keine Chance hätte, diesen Krieg zu gewinnen. Diese Meinung teilten dann wohl auch alle (6) folgenden Redner – einschließlich Ex Bundewehr-General  Erich Fad, der jahrelang Kanzlerin Merkel in Sachen Militär und Strategie beraten hatte.   Aber den transatlantischen Medien und Politikern geht es ganz offensichtlich in diesem furchtbaren „Abnutzungskrieg“  hauptsächlich darum – Russland zu schädigen. Dafür nehmen sie sogar einen Schaden für Deutschland und ja, für ganz Europa in Kauf, der sich mehr und mehr als größer herausstellt, als derjenige für Russland selbst. Die Profiteure scheinen derweil die (hauptsächlich US) Rüstungskonzerne zu sein.

Von den weiteren Reden fand ich besonders die von Sahra Wagenknecht sehr gut. Sie hat ein großes rhetorisches Talent – und außerdem auch – für eine Politikerin außergewöhnlich viel Sachverstand. Und sie hat Mut! Genau das ist es, woran es in Europa – im ganzen westlichen Lager so sehr mangelt, und zwar bedauerlicherweise ganz besonders bei den Politikern und bei den Medien, – gerade da, wo es am meisten gebraucht würde.

Die einzelnen Inhalte der Reden möchte ich hier gar nicht aufzählen oder ausführen, – das kann jeder im Internet auf Utube nachhören. Nur Eines muss ich noch schreiben, dass in meinen Augen die Alice Schwarzer, die mir sonst immer ein Gräuel war, – hier eigentlich eine recht gute Figur machte – und auch ihre Rede war gut. Dass der Ex General Vad sich hier dieser Bewegung angeschlossen hat und eine mutige, gute Rede gehalten hat, finde ich bedeutungsvoll und hat mich außerordentlich gefreut.

Nach Ende der Demoveranstaltung – so ca. 17 Uhr, trafen wir uns noch mit Uli Delfs, – unser ehemaliger Nachbar aus Breiholz, der uns zusammen mit drei weiteren Freunden von ihm zu einem gemütlichen Essen in einer Szenekneipe einlud. Dort konnten wir in netter Runde noch einmal alles Revue passieren lassen und unsere Meinungen dazu austauschen. Mit in dieser Runde war übrigens ein interessanter Arzt, der in der Berliner Charité  arbeitet und erklärte, man könne derzeit nur die AfD wählen.

Zum Abschluss möchte ich jetzt nochmal meine Position und Meinung zum derzeitigen Krieg, oder zu Krieg im Allgemeinen äußern. 

Ich bin kein kompletter Pazifist. Ich glaube, dass es Situationen gibt, in denen ein Krieg unausweichlich oder notwendig wird. Wenn nämlich in einer Konfliktsituation sich absolut keine Einigung erzielen lässt und ein gravierender Interessenunterschied vorliegt. Aus diesem Grund bin ich sehr wohl  auch sogar für eine robuste Verteidigungsarmee. Ohne eine solche wird ein Land an allen möglichen Fronten „über den Tisch gezogen“ oder vergewaltigt. Auch in wirtschaftlichen Fragen. Jedoch schlage ich vor, dass es für einen Kriegseintritt ein vorheriges Volksreferendum bedarf. Da das Volk ja ganz klar und deutlich mehrheitlich und direkt von einem Krieg betroffen ist, soll es auch über einen eventuellen Eintritt abstimmen – und nicht nur eine kleine Minderheit von politischer und wirtschaftlicher Eliten, – die möglicherweise als Profiteure aus einem solchen Krieg hervorgehen wollen oder werden.  – Ich habe mal von einem Volk gehört oder gelesen, wo die Frauen über Kriegseintritt entscheiden. Sogar dieser Idee kann ich etwas abgewinnen.  ( Ich weiß nicht, ob wer dem schon etwas nahe kommen mit Baerbock, Von der Leyen, Strack Zimmermann und Co. -. Ironie ab -)  Dass natürlich kaum jemand Krieg will, ist eine Binsenweisheit. Wenn sich ein Volk jedoch  einmal oder mehrmals gegen einen Krieg entschieden hat und sich dann anschließend in einer sehr unvorteilhaften Situation wieder findet, mag es ja vielleicht beim nächsten Mal anders stimmen. Ich denke, das wird die Geschichte dann schon langfristig regeln. Das ist so, wie im normalen Leben. Wo ist es sinnvoll, richtig oder notwendig, sich vor einer Gefahr zurück zu ziehen – und wo muss oder sollte man sich einem Kampf auch mal stellen?

Bei allem Respekt vor dem Kampf des Ukrainischen Volkes, ich fürchte erstens, dass es zu einem großen Teil von außenstehenden Mächten zu einem Stellvertreterkrieg benutzt wird – und zweitens, dass es diesen Krieg unmöglich gewinnen kann oder wird. Die großen Main Stream Medien, die in der Hand eben dieser außenstehenden Mächten sich befinden befeuern diesen Krieg mit unglaublichen Lügen, Desinformationen und Heucheleien um damit Profite und andere Vorteile für ihr Lager – der korrupten Waffenherstellern und Neocon Globalisten zu  erreichen.

Aus diesem Grunde bin ich für einen Stopp jeglicher Waffen – und Munitionslieferungen an die Ukraine – für einen Waffenstillstand und für Verhandlungen, auch wenn das jetzt unvermeidlich Verluste an Territorium für die (ehemalige) Ukraine bedeutet. Eine Fortführung des Krieges durch fortgesetzte Waffenlieferungen – und selbst im Extremfall durch eine konkrete Natobeteiligung am Krieg, würde am Ende der Ukraine noch mehr Leid und Verlust bringen – und ganz Europa – vielleicht sogar die ganze Welt in große Gefahr bringen und zumindest große Verluste bedeuten.  Die Atomgroßmacht Russland kann nicht besiegt werden. Schon gar nicht, im Verbund mit China – nicht einmal in einem konventionellen Krieg.                                

4 Comments on “Friedensdemo Berlin 25.02.23

  • Heidi Adam
    27. Februar 2023 at 06:51

    Ja, sehrgut!
    Hochachtung daß Ihr all die Unannehmlichkeiten der Reise auf Euch genommen habt, die ich gescheut hab.

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  • Horst Dannehl
    27. Februar 2023 at 13:59

    Sehr guter Blog, Alfred. Ich sehe die ganze Ukraine Sache so ziemlich genau so wie du. Ich meine aber daß zu dieser Zeit Selinski (spelling) anfangen muß zu verhandeln. Ein totaler Abzug der russischen Truppen aus der ganzen Ukraine wird es nie geben. Da kommt eher noch der Atom Krieg. Die Frage ist wie weit wird die NATO (USA) gehen diesen Krieg zu beendigen?

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  • Alfred Kath
    27. Februar 2023 at 21:55

    Genau das ist – glaube ich auch, – die entscheidende Frage – “ wie weit wird die Nato, USA, – der Westen gehen?
    Es wird in unseren kriegs treibenden, transatlantischen MSM immer so getan, als ob es darum ginge “ wie weit wird Putin- Russland gehen?
    Aber Putin ist hier nicht der Aggressor sondern der Reaktionär.
    Schon Noam Chomsky hat gesagt, so wie der Westen ständig betont, dass es ein “ unprovozierter“ Angriffskrieg Russlands sei, so das einzig und alleine nur, um zu kaschieren, dass es genau das eben war – nämlich provoziert.

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  • Rosemarie
    27. Februar 2023 at 22:48

    Interessanter Bericht Vater! Ich danke dir nochmal, dass du mich eingeladen hast mitzukommen und mich hätte der Tag sicher beeindruckt! Ich bedaure, dass ich den Tag nicht mit euch erlebt habe. Mich freut sehr, dass du mit Mutter solche Abenteuer erlebst und ich kenne kaum jemanden der so coole Eltern hat wie ich…naja außer meiner vielen Geschwister. Es ist nicht immer einfach gegen den Strom zu schwimmen, aber wäre ja auch langweilig…und es gibt ja scheinbar noch ein paar 50-100.000 Fische, die mit uns gegenanschwimmen. Vielleicht werden es ja bald mehr. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
    Es gibt Leute, die finden dich speziell. Im englischen ist es „besonders“ und ich bin gerne die Tochter von besonderen Eltern, auch wenn ihr etwas sonderbar seid 😊
    Hoffe du fragst bei der nächsten Veranstaltung wieder, deine/eure Tochter Rosemarie

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